Für immer die große Schwester

Sechs Jahre trennten uns seit der Geburt, sieben Jahre trennen uns seit dem Tod. Meine ältere Schwester hätte heute ihren 56. Geburtstag. Und ich denke immer noch mit einem stechenden Schmerz an die Todesanzeige, in der meine jüngere Schwester und ich erst ganz zum Schluss vorkamen. So nebenbei. Ich fühlte mich mit meiner Trauer nicht wahr- und ernstgenommen. Dabei tat es so unendlich weh. 

Wir kannten uns mein Leben lang. Wir waren uns vertraut, wussten fast alles von- und übereinander. Das erste Bier, die erste Zigarette, die erste Liebe. Sie hat mich geprägt. Ich habe sie bewundert, manchmal nicht verstanden. Wir waren Verbündete und Konkurrentinnen zugleich. Sie war der empathischste Mensch, den ich kannte. Großartige Patin meiner Tochter. Sie konnte am besten Wunden versorgen und Pflaster kleben, Gutenachtgeschichten erzählen und Picknickkörbe packen, Pilze suchen und Experimente beim Kochen machen. Sie ging nachts ans Telefon und mischte Aromaöle gegen Kopfschmerzen. Unter dem klaren Sternenhimmel im Garten unseres Ferienhauses quatschten wir beim Lagerfeuer bis zum Morgengrauen. Sie spielte Gitarre und sang Lieder dazu. Auf dem See paddelten wir im Schlauchboot bis zur Insel und zurück, schauten der untergehenden Sonne zu. Wir besuchten Ausstellungen und Cafés. Wir schwiegen und lachten und weinten im Krankenhaus und ich sah sie jeden Tag weniger werden. Sie fragte nie, warum ausgerechnet sie. Aber sie fragte nach Gott und nach dem Universum. Auch an dem Tag, an dem sie starb. 

Meine GROSSE Schwester. Ihr Tod hat alles verändert. Bei mir. In mir. Sie fehlt mir.
Happy birthday im Himmel große Schwester!💗




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