Der Tod hat nicht das letzte Wort

 

Vielleicht hat es mit meiner Birkenpollenallergie zu tun – ich wohne zwischen drei großen Birken – aber in diesen Tagen ist mir nach Weinen zumute. Die Tränen fließen und ich bin dünnhäutig. Karfreitag trifft mich jedes Jahr sehr hart. Dieses Jahr ganz besonders, weil er nicht nur einen Tag dauert, sondern schon ein ganzes Jahr. 

Ich bin eigentlich eine Grundoptimistin. Ich sehe immer das Positive, immer leuchtet am Ende des Tunnels ein Licht, immer habe ich die Hoffnung, alles wird gut. Dieses Jahr kippt es. Weil ich plötzlich nicht mehr weiß, was es bedeutet: „Der Tod hat nicht das letzte Wort“. 50 Jahre war ich unerschütterlich davon überzeugt, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Als alle meine Großeltern vor vielen Jahren innerhalb von 3 Monaten starben, hörte ich als 16-jährige die Worte meines Vaters: „Der Tod hat nicht das letzte Wort“. Und ich glaubte es ihm. Als meine Schwester vor 7 Jahren viel zu früh starb, sagte mein Vater: „Der Tod hat nicht das letzte Wort“ und ich vertraute ihm. Als er vor 2,5 Jahren starb, sprach ich die Worte zu mir selbst: „Der Tod hat nicht das letzte Wort“ und ich glaubte es, weil ich immer noch seine Stimme im Ohr hatte. Diese Stimme wird immer leiser. Und ich frage mich: Hat der Tod vielleicht doch das letzte Wort? Weil niemand mehr da ist, der für mich glaubt, der mir Trost zuspricht, der mich in seinen Gebeten mitträgt.

Und in meine Tränen hinein sagt mein Lieblingsmensch: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes." (Römerbrief 8,38-39)

Und ich hoffe, wir Menschen können uns gegenseitig trösten, stärken, füreinander glauben und in Gebeten mittragen. Dann nämlich behält die Liebe Gottes das letzte Wort. 

Kommentare

  1. Ich habe zwar einen etwas anderen Blick, kann aber das Gefühl des Kippens sehr nachvollziehen. Es ist schwer, optimistisch zu bleiben, die Müdigkeit nimmt überhand. Dennoch will ich versuchen, Dir etwas Zuversicht zu schicken, wir schaffen das. Wir werden Federn lassen und nicht mehr die selben sein, die wir waren, aber wir schaffen es.

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    1. Danke liebe Juna. Ja, einander Zuversicht schenken- das sollte ich noch ergänzen 😍

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  2. Und ich hoffe und bete und bitte und glaube weiterhin mit, versuche zu trösten und zu stärken, werde gerne auch getröstet und gestärkt. Und brauche das auch, nötiger denn je... Und ich vertraue - manchmal mehr, manchmal doch zuwenig _, und bin doch irgendwie gewiss: die Liebe Gottes behält das letzte (und gute) Wort.
    ... Ich möchte dir Optimismus und Klarheit, Wachheit und Hoffnung rüberschicken, liebe Magdalena. Gerade jetzt! Gerade in dieser Zeit!

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