Versöhnung
Kintsugi – so heißt eine uralte japanische Technik, um zerbrochene Keramik zu reparieren. Die Bruchstellen werden nicht vertuscht, sondern in Feinstarbeit mit einem Kleber und mit Goldstaub behandelt. So werden sie sichtbar und durch das Gold wertvoll.
Wenn Beziehungen
zerbrechen, wenn Menschen sich verletzen, ist es schwer, die Bruchstücke wieder
zusammen zu fügen. Manchmal sind die Fronten so verhärtet, dass nichts mehr
geht und Scherben bleiben übrig. Geschehenes kann nicht rückgängig gemacht
werden.
Ich mag den
Gedanken, dass Brüche sichtbar bleiben dürfen. Die eigenen und die fremden. Es
braucht Größe sich verletzlich zu zeigen. Und es braucht Mut, die eigenen
Fehler einzusehen.
Versöhnung
ist ein Geschenk. Sie geschieht, wenn wir es versuchen, aufeinander zuzugehen,
einander gnädiger zu begegnen, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen und einander
mit Gottes liebevollen Augen anzusehen.
In einem Lied singt Leonard Cohen: „There is a crack in everything. That's how the light gets in.“
Wenn Versöhnung gelingt, kann es hell werden. In uns und auch in der Welt.
Das ist mein Wunsch für 2022.
Geschrieben am 31.12.2021 für das Schwäbische TAGBLATT
Kommentare
Kommentar veröffentlichen